Funksprüche

Während unseres Törn haben wir "Funksprüche" an den Eisbrecher gesendet. Diese könnt ihr euch hier durchlesen oder als Audio-Datei im Original anhören.

1. Funkspruch vom 26.04.2006

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abgesetzt von Mad

Dies ist der erste Bericht vom Nordatlantiktörn der Falado.

Es ist Mittwoch, 26.04., 20:45 Uhr, 3. Tag auf See.

Unser Kurs ist 10°, unsere Position ist 30°20'N und 79°40'W.

Am Montag konnten wir nach nur 3 Tagen unsere Einkäufe und Vorbereitungen abschließen. Die unzähligen Supermarktregale hallen in unseren Träumen noch nach.

Um 15:00 Uhr haben wir zügig den Hafen von Miami Beach verlassen, um die günstigen südlichen Winde zu nutzen, die bald drehen sollten.

Seitdem segeln wir mit dem Golfstrom 90 Meilen vor der Küste nach Norden, 330 Meilen ### Miami.

Gestern haben wir ein paar Stunden Flaute zum Baden genutzt. Nachts gibt es Meeresleuchten.

Wegen Neumond sind die Nächte dunkel, und die fluoreszierenden Algen scheinen besonders hell immer dort, wo das Wasser aufgewirbelt wird.

Letzte Nacht während der Hundewache haben uns Delphine für eine knappe Stunde begleitet und leuchtende Spuren durch die Wellen vor dem Bug gezogen.

Wir werken am Schiff, kochen und backen ausgiebig und genießen das schöne Wetter und die ruhige See.

Wir segeln wie auf Schienen, meint Severin, und wir stellen uns auf ### Zeiten ein.

Grüße nach Good Old Europe. Wir kommen zurück. Ahoi!

2. Funkspruch vom 12.05.2006

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abgesetzt von Martin

Unsere aktuelle Position lautet 39°N 069°W. Heute ist der 12.05.2006, 18 Tage sind wir seit dem Start in Miami auf Fahrt. In Charleston haben wir in der Werft gestoppt, um kleine Wehwehchen der Falado zu beseitigen, geschickt konnten wir dort auch gleich noch einen Sturm vor der Küste abwarten.

Seither wandelt das Wetter und mit ihm die Etmale: Flaute, Wind und schließlich Windstärke 8 aus NO hielten uns, das Meer zeigt uns seine Gesichter.

Gespräche über imaginäres Grünkern und die aktuelle Position des krabbelnden Lebenproteins erhellen die Stimmung der Mannschaft, als ob das an sonnigen Badetagen wie heute nötig wäre.

Auch das erste „Mann-über-Bord-Manöver“ endete am Freiluftörtchen, ehe die Meldung auszusprechen war und glich einem Badespaß.

Ansonsten nutzen wir ruhige Tage am Schiff und einer Inventur der Vorräte.

Unzählige Sterne zeigen sich bei Nacht und scheinen sich rund ums Schiff als Leuchtplankton widerzuspiegeln. Scharen von Delfinen begleiten uns, illuminiert von diesen kleinen Leuchtpunkten.

Diverse Fische, Vögel und eine Schildkröte gibt es zu sehen.

3000 Seemeilen liegen vor uns, die Wetten, ob wir Pfingsten bei unseren Stämmen sind, laufen.

3. Funkspruch vom 06.06.2006

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abgesetzt von Steff

Von Bord der Falado auf dem Nordatlantik, 51°N 34°W, 6. Juni 2006, 43. Tag auf See.

Nach einigen Wochen der Funkstille erhaltet ihr wieder ein Lebenszeichen von uns. Die Zeit an Bord scheint schneller zu vergehen als an Land; uns kommt es vor, als hätten wir unseren letzten Bericht erst vor einer Woche abgeschickt.

Andere Schiffe am Horizont sind zu einer Seltenheit geworden und sorgen an Deck mittlerweile für mehr Aufregung als die Delphine, die häufig neben unserem Schiff mitschwimmen.

Vor Neufundland im kalten Wasser des Labradorstromes waren Grundwale für wenige Tage unsere Begleiter. Nun sind wir wieder im wesentlich wärmeren Golfstrom und man braucht sich beim Rudergehen nicht mehr wie ein Eskimo einzupacken.

Für diese Gegend eher ungewöhnliche Flautentage, an denen wir Segel flicken und das Schiff in Schuss halten, lassen die Fahrt lang werden.

Über Regen freuen wir uns, da wir so unsere Trinkwasservorräte aufbessern können. Das Gemüse und die Früchte im großen über dem Messetisch gespannten Netz haben unseren Gitarren Platz gemacht. Die Frühstückshaferflocken mit Nüssen wurden von anfangs zwei Kilogramm schrittweise auf 500 Gramm für unsere zwölfköpfige Crew rationiert, zwei Pfund Brot müssen neben einer warmen Mahlzeit und ein paar Keksen für den ganzen Tag und die Nacht reichen. Und man stellt mit einem Lächeln fest, das zu Beginn der Fahrt für ungenießbar gehaltene Lebensmittel plötzlich zu schmecken beginnen.

Auf das Pfingstlager mussten wir leider verzichten und Strubbels Geburtstag an Bord feiern. Auch der von uns veranstaltete 1. Transatlantische Singewettstreit ließ uns das Bordleben nicht langweilig werden.

Trotz der sich in die Länge ziehenden Fahrt ist die Stimmung positiv. Gerade fliegen wir mit 7 Knoten unserem Zielhafen in der Bretagne entgegen. Wer weiß, wo der Wind uns morgen schon hinweht? – Die Fahrt bleibt spannend!

4. Funkspruch vom 15.06.2006

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abgesetzt von Steff

Von Bord der Falado auf dem Nordatlantik, 49°N 008°30’W, 15. Juni 2006, 52. Tag auf See.

Wir befinden uns 120 Seemeilen vor Brest und segeln bei Sonnenschein unter Vollzeug mit fünf Knoten unserem Ziel entgegen.

Ein Tief westlich von Irland, das uns stürmische acht Windstärken genau aus West mit fünf Meter hohen Wellen beschert hatte, ließ uns vor einigen Tagen ein Rekordetmal von 170 Seemeilen zurücklegen. Das ist Segeln!

Brest rückt in greifbare Nähe, wir rechnen mit der Ankunft im Hafen gegen Freitagabend.

Die Essensrationierung haben wir wieder eingestellt, viel zu rationieren gibt es ohnehin nicht mehr, unsere Proviantkisten sind fast leer.

Sieben Wochen waren während der Planung des Törns und der Kalkulation für die Lebensmittel der Extremfall. Nun ist wetterbedingt dieser sehr unwahrscheinliche Fall eingetreten und wir schreiben schon die achte Woche auf See.

Man merkt, dass wir uns dem Ärmelkanal nähern, denn andere Schiffe kommen wieder häufiger in Sichtweite.

Ein Flugzeug der irischen Luftwaffe hieß uns aus der Luft willkommen in Europa und lobte über Funk unser schönes Segelschiff, und wir wurden von einer Schule von etwa zwei Dutzend Zwergwalen begrüßt.

Mit gemischten Gefühlen segeln wir der Heimat entgegen. Wir freuen uns sehr darauf, unsere Familien und Freunde wiederzusehen. Und mal wieder mit Süßwasser zu duschen! Freundschaften sind während unserer langen Reise entstanden und auch die Falado und das Meer haben wir liebgewonnen. Der Abschied wird sicherlich nicht leicht fallen.

5. und letzter Funkspruch vom 16.06.2006

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abgesetzt von Steff

Von Bord der Falado aus dem Hafen in Brest, 16. Juni 2006, 53. und letzter Tag auf See.

Schon hundert Seemeilen vor Brest halten wir fieberhaft Ausschau nach Land, obwohl es wegen der Erdkrümmung vollkommen unmöglich ist, aus dieser Entfernung Land zu sehen. Doch dann: endlich, sechs Wochen nach dem Auslaufen aus Charleston am östlichen Horizont Land in Sicht! Bald riechen wir an Bord den ersten Landduft. An begrünten Steilhängen vorbei zwischen Felsen und alten Befestigungsanlagen laufen wir bei strahlendem Sonnenschein in die Bucht von Brest ein.

Ein berauschendes Gefühl ist es, endlich angekommen zu sein und wieder festen Boden unter den Füßen zu haben, sich einfach mal auf die Pier oder auf eine grüne Wiese zu legen. Wir genießen die lebendige Stimmung im Hafen, in dem es wie in einem Bienenstock zugeht. Den Menschen und Schiffen einfach nur zuzuschauen, ist für uns nach der langen Reise ein Erlebnis. Frisches Baguette mit Schinken und französischem Käse hat noch nie so gut geschmeckt.

Abends gehen wir in die Stadt und feiern den Abschluss der Fahrt in einer Gaststätte mit einem gigantischen Gelage. Am nächsten Tag haben wir alle Muskelkater in den Beinen, weil sie sich erst wieder an das Gehen an Land gewöhnen müssen.

Angekommen! Endlich! Die Fahrt ist gut zu Ende gegangen, niemand hatte sich an Bord verletzt, bis auf das Wetter hatte auf dieser Fahrt alles gestimmt.

Für einen Teil der Crew geht die Fahrt noch für eine Woche weiter, ein Stück in den Ärmelkanal hinein, mit frischem Obst und Gemüse in den Proviantkisten.