Ankunft in Brest

Aufbruchstimmung. Jeder sucht seine Sachen im Schiff zusammen, und an einigen Stellen wird noch geputzt. Wir reparieren das Stromkabel des Steuerbordpositionslichtes, das vom Bullenstander durchgescheuert worden war. Die elektrischen Positionslaternen hatten wir seit vier Wochen nicht mehr angeschaltet und so merkten wir den Defekt erst jetzt, da uns der Motor nun Strom lieferte.

Delphine begeiten uns auf dem letzten Stück unserer Reise.

Und ein unbekannter Geruch erfüllt das Schiff. Das Land ist noch nicht in Sichtweite, doch man kann es schon riechen. Wir hieven für alle Fälle schonmal den Anker aus dem Kabelgatt an Deck.

Zu Mittag gibt es Curry-Reis.

Und dann endlich: Land in Sicht! Bei strahlendem Sonnenschein fahren wir in die Bucht von Brest! Grüne Steilhänge säumen das Ufer, unser Schiff fährt vorbei an alten Befestigungsanlagen und schönen Leuchttürmen.

Severin zaubert die letzte Runde Budweiser aus irgendeiner Ecke des Schiffes, die er für die Hafeneinfahrt aufgehoben hat. Und es werden ein letztes Mal Bierweckerl gebacken.

Alle Segel werden ordentlich verpackt.

Wir fahren bei Flut in den Hafen ein. Der Tiedenhub hier beträgt um die 6 Meter.

Fest an der Schwimmpier muss eine Flasche Port dran glauben, und da wir noch nicht das Überfahren der letzten Zeitzone gefeiert hatten, gibt’s gleich eine zweite. Wir wagen erste unsichere Schritte auf der Pier.

Angekommen, endlich! Wir haben es geschafft!

Schwankenden Schrittes gehen wir an Land. Es sieht sehr lustig aus, wenn zwei von uns nebeneinander torkeln.

Ein Taxi bringt uns in die Stadt und wir suchen uns ein gemütliches Restaurant für unser Abschiedsessen. Essen, unrationiert. Wir schlagen uns die Bäuche so voll, dass wir anschließend aus dem Restaurant herausrollen können. Balo erhält von uns eine neunschwänzige Katze, die er auf zukünftigen Törns zum Ordnung schaffen verwenden kann. Falls er mal an eine Crew gerät, die nicht so mitspielt wie wir. „Lernen durch Schmerz - Motivation durch Entsetzen“, das steht auf einem kleinen Anhänger, der am Griff der Geisel baumelt.

Spät in der Nacht kommt Hajü am Schiff an. Er heißt uns herzlich willkommen. Er möchte morgen den Jockel ausbauen und mit nach Deutschland zur Reparatur nehmen.

Am nächsten Morgen heißt es Abschied nehmen. Abschied vom Meer, dem Wind und den Wellen, Abschied von der Falado, Abschied von einander. Knapp zwei Monate hatten wir nun zusammen auf engstem Raum verbracht, und nun sollte man sich für lange Zeit nicht mehr sehen. Vor uns liegen unsere Familie, der Beruf, das Studium, ein spannendes Leben mit festem Boden unter den Füßen!

steff

P.S.: 5. und letzter Funkspruch.

Mittagsposition: 48°14,9'N 005°41,4'W; Etmal: 114,7sm