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Wunden lecken
Nachtrag zum Vortag: Wir konnten während des ausgiebigen Regens in der Frühwache 120 Liter Regenwasser sammeln.
Der 30. Tag begann für Sigrun, Severin und mich mit der Hundewache. Wir waren müde vom gestrigen vollen Tag, bei dem unsere Nachmittagsfreiwache für Segelbergen draufgegangen war. Gummi-Colafläschchen von Severin hoben die Stimmung, wie sie es zu Hause in der warmen Stube sicherlich niemals tun.
Ein Tanker passiert uns in einiger Entfernung an Steuerbord, und wir erfahren von ihm über Funk, dass er uns weder auf dem Radar sieht, noch unsere Petroleumpositionslichter ausmachen kann. Ein vorübergehendes Anschalten unserer Dreifarbenlaterne enthüllt ihm schließlich unsere Position.
Tagsüber heißt es wieder „Wunden lecken“. Zur Freude aller waren gestern keine größeren Schäden an den Segeln zu verzeichnen. Die Ruderanlage hatte ebenfalls tapfer durchgehalten — auf der Steuerbordseite warten zwei einsame Kardele des Ruderstahlseiles auf ihre letzte Stunde, im Stich gelassen von den restlichen vier Kardelen und der Seele.
Strubbel fädelt neue Geitaue ins Focksegel, ich repariere den Spanner der vorderen Nagelbank backbord.
Wir dringen wieder ein Stück weiter in die Tiefen der Schiffselektronik vor und verkabeln die Batterien so, dass Motor und Dreifarbenlaterne für den Fall der Fälle sofort einsatzbereit sind.
Zum Tee gibt’s Tschai: schwarzer Tee in Milch gekocht mit Nelken, Pfeffer, Zucker, Muskat, Zimt und Kardamom. Und Doppelkekse zum Selbstbauen. Abends essen wir Brot mit leckerer Thunsfisch- und Olivenpastete.
Mittagsetmal ist satte 134sm, 55°W. „Besanschot an“ rückt in greifbare Nähe. Hoffentlich haben wir weiterhin guten Wind aus Westen.
Steff
Mittagsposition: 42°32,3'N 055°02,5'W; Etmal: 71,3sm
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