Zickende Klüver, hüpfende Frösche und Helden des Tages

Obwohl heute als „heute“ schon vorbei ist, ist für mich noch immer heute, obwohl ich sogar schon drei Stunden Nachtruhe hatte. Der aufmerksame Leser erkennt, dass Ruderwache 3 (Martin, Gunther, Puck, Schnüffel) gerade Hundewache hat. Wettertechnisch haben wir ein paar größere Wellen, die das Schiff hin und herwerfen, als ob wir 6–7 Beaufort Wind hätten. In Wahrheit sind es wohl 1–2 aus keiner Richtung. Das lässt sich auch sehr schön am GPS ablesen: innerhalb von einer Minute lassen sich zwischen 0,1 bis 1,1 Knoten alle Geschwindigkeiten ablesen, wobei wir einen Kurs zwischen 330° und rauf bis 120° fahren. Man kann das Ruder so hart Backbord legen wie man will, die Kompassnadel läuft fleißig weiter, als ob man Steuerbordruder gelegt hättte. Ich glaube, unsere kleine dicke Falado ist heute nicht gut drauf, die gute ;-) .

Aber nun zum heutigen Tag. Wenn wir gestern einen Held des Tages gekürt hätten, wäre das unser Bilgenschwein Steff gewesen. Heute hat sich Martin um diesen Titel sehr verdient gemacht. Ruderwache 3 hatte heute morgen Frühwache und begann diese mit dem Bergen der Untermars, weil der Wind aufgefrischt hatte und für Krängung sorgte. Und während Gunther und Martin in den Rahen spielten, gab es auf einmal ein komisches Ratschen zu hören und der Außenklüver killte auf sehr merkwürdige Art und Weise. Es schlug in sich, irgendwie. Und „irgendwie“ lässt sich mit einem L-förmigen Riss entlang der Unterlieknaht und hinauf mitten ins Segel erklären.

Dieser flatternde Fetzen musste geborgen werden. Das Einpacken verlief noch ganz gut, aber Madame Außenklüver hatte besseres vor und ging nach zehn Minuten wieder stückchenweise auf Flatterkurs. Also machten sich unsere tapferen Helden Gunther und Martin wieder auf auf den Klüverbaum, um das Segel vollends abzuschlagen. (Jetzt die Heldentat: ) Und unsere munter schaukelnde Falado, nicht müßig, versenkt ihren Klüver, samt und sonders, einmal in Wellen und Gischt. Gunther und Martin verschwinden, und das nächste, was man sieht, ist ein einsam treibender Südwester (er ruhe in Frieden!) auf dem Wasser, und ein Martin, der in einen gigantischen orange-pinken Wurm verpackt ist. Das war seine Rettungsweste, die wegen des Wassers ausgelöst hatte. Man hört Martin sagen: „Da geht er hin der, Südwester", und sieht ihn dann nur noch kotzen. Und trotz, dass er sich auf dem Klüver eine Stunde lang alle zehn Minuten übergeben muss und dass er gar fein überspült wird, hält Martin tapfer durch und steht auch den Rest der Wache über tapfer an Deck. (Heldentat Ende!)

Der Aufruhr und das gefetzte Segel schien dann auch so den ein oder anderen verschreckt zu haben. Zum Beispiel unsere Frösche auf der Ruderanlage. Diese sind vor Schreck davongehupft, und wir mussten uns mal wieder mit der Notpinne abgeben. Juhu!

Der Aufruhr und die unruhige Nacht hatten bei allen ihre Spuren hinterlassen, und so war nach dem Frühstück erstmal Ruhe von Balo verordnete Ruhe im Schiff. Michi und Alex flickten während ihrer Wache zwar noch den Innenklüver zu Ende, aber die Ruderreparaturen sollten nach dem Mittagessen stattfinden.

Zum Mittag gab es im Übrigen Nudeln mit Lachs und Spinatsoße. Voll leckerlich gemacht von Michi. Wenn man sich die Frage stellt, was an Bord das Nervigste ist, dann kommt nach der Antwort „Schnüffel“ ganz sicher die Antwort „Die Nässe“. Ich gebe ein Beispiel: aus meinem nassen Schlafsack, der auf meiner nassen Schwammmatratze liegt, steige ich mit klammen Füßen auf den feuchten Boden, um mir meine beregnete Hose und meinen salzwassergetränkten Pulli anzuziehen. Schwierig wird es bei den Stiefeln, weil sie so nass nicht gut über die feuchten Socken rutschen. In die Gummihose zu schliefen ist dafür umso einfacher, weil beides so nass ist, dass es gut übereinander gleitet.

Zu erwähnen sei noch der gute Rotkrautsalat von Puck, und diese blöde Kälte, die einem das Nass-Anziehen noch schwerer macht. Und der Martin, denn er hat gerade heiße Suppe gemacht, die uns hier draußen in der Kälte wunderbar wärmt.

Schnüffel

P.S.: Am 12. Mai hatten wir unseren 2. Funkspruch an den Eisbrecher abgesetzt.

Mittagsposition: 40°54,5'N 067°43,1'W; Etmal: 93sm