Kurs auf Flemish Cap

Der Morgen begann in einer mittlerweile schon üblichen Flaute. Nach einem Iridiumkontakt mit Hajü entschieden wir, unter Maschine nach Osten zu laufen. Nach Start der Maschine und Einkuppeln von Hand (das Getriebe geht nicht mehr freiwillig in Vorwärtsfahrt) tuckerten wir mit 6 Knoten bei 1500rpm nach Osten.

Auf gemeinsamen Wunsch wird der Wachplan umgestellt.

Nach 3½ Stunden motoren kommt endlich Wind auf, der stetig zunimmt. Wir gehen unter Segel und fahren in den Abend.

Es geht mit 3 bis 4 Knoten Richtung Flemish Cap (bekannt aus „Der Sturm“), und damit weiter in die alte Welt.

Balo

Mittagsposition: 43°59,3'N 053°21,6'W; Etmal: 47,3sm

Strafaufgabe

Betreff: RAFFEENIEDERHOLER

Rita, wo ist der Raffeeniederholerbelegnagel? Was?! Das weißt du nicht? — Sofort suchen!

Zugegeben, meine Suche nach jenem besagten Belegnagel hat eine halbe, wenn nicht sogar eine ganze, Ewigkeit gedauert (ja — anscheinend habe ich den Falado-Belegplan ungenügend auswendig gelernt), aber wenn man alle Fakten betrachtet, relativiert sich mein Fauxpas wieder ein wenig.

Gründlichen Nachforschungen zu Folge wusste zu diesem Zeitpunkt 50% der Faladobesatzung des Nordatlantiktörns 2006 NICHT, wo sich der offizielle Raffeeniederholerbelegnagel befindet oder, hier scheiden sich die Geister, die offiziellen Raffeeniederholerbelegnägel befinden.

Dies ist übrigens Steuerbord auf der vorderen Belegbank der vierte Nagel von vorne oder auch von hinten (ist derselbe). Oder eben noch genau gegenüber auf der Backbordseite, obwohl sich hier weder an Deck noch im Belegplan eine Beschriftung finden lässt.

Nun gut, diese wirre Suchaktion des Raffeeniederholerbelegnagels (dieses schöne Wort! — Ich kann es gar nicht oft genug erwähnen) entstand nur auf meine naive Frage hin, warum denn eigentlich der Raffeeniederholer immer so komisch irgendwo da vorne belegt wird, und warum es denn keinen „gescheiten“ Nagel dafür gibt.

Hier muss ich noch etwas zur Verteidigung meiner Ehre erwähnen. Ich wusste natürlich sehr wohl, welches der Tampen des Niederholers des Raffees war, und wie man ihn bedient.

Nur sehr wiederwillig wurde mir die Geschichte erzählt, wie der Raffeeniederholer zu seinem neuen Platz, der relativ frei wählbar am Vorschiff ist, aber sich am umgänglichsten an der Ankerwinschkurbel befindet, kam.

Langer Rede kurzer Sinn: wenige Tage nach unserem Auslaufen aus Miami wurde aufgrund praktischer Erwägungen des Skippers und des Bootsmannes (der mittlerweile auch liebevoll Drillsergeant genannt wird) der Raffeeniederholer von seinem Belegplatz aufs Vorschiff verlegt, da er auf diese Weise die Rahen beim Umbrassen nicht behindere.

So müssen wir nicht traurig sein, denn der Raffeeniederholer ist nicht wirklich obdachlos und erfüllt noch immer voller Stolz und Freude seine Aufgabe.

Rita

 

Bemerkung des Korrektors: Die vorliegende Strafarbeit ist befriedigend. In Anbetracht der durchaus raschen Auffassungsgabe der Schülerin und ihrer nicht unter dem Durchschnitt liegenden Beteiligung am Bordalltag (Wachsystem) könnte die Gesamtnote bis Fahrtenende eventuell auf „vollbefriedigend“ gesteigert werden.

gez. Severin alias Drillsergeant