Müsli, Wasser und Thunfisch in der Koje, Wind in den Segeln

Ein eher ereignisarmer Tag, zumindest fast. Die Nacht brachte wenig Schlaf (für Balo gar keinen) aufgrund rauer See und viel Wind (endlich mal!). Unter Deck wurde es auch ziemlich ungemütlich, einerseits wegen der Kälte von +5°C, andererseits da es regnete, d.h. überall durchtropfte. Gunther hörte ich einmal aufjaulen, denn als ein Brecher an Deck schlug, ergoss sich ein riesiger Schwall eiskalten Wassers des Labrador-Stroms durch das Oberlicht bei der Kombüse direkt in seine Koje. Man hätte meinen können, es sei offen oder keine Scheiben darin! Dies war schon öfter der Fall, Michi auf der Steuerbordseite hatte es auch schon etliche Male erwischt. Gunther wickelte sich nach dem Ereignis in eine Persenning ein, nicht einmal der Kopf schaute mehr heraus. Doch dies war kein ausreichender Schutz vor neuen Angriffen! Gegen 8:00 Uhr früh – ich war bereits aus den Federn, um die Vormittagswache zu übernehmen, kam ein großer Brecher, der das Schiff arg krängen ließ. Auf dem Achterdeck war auch 1m Wasser, der trotz 2. Süll ins Kartenhaus schwappte. In der Messe hatte Schnüffel eine große Schüssel bereits mit Milch fertig angerührtes Müsli bereitgestellt, auf der Back auf dem Perser (Anti-Rutschmatte). Diese Schüssel flog mit voller Wucht auf Gunthers Kopf zu und entlerrte sich dort vollständig, ein Teil landete auch in meiner Koje. Mehrere kleine Schüsseln mit Nüssen und Schokoladenstreuseln und dergleichen verwandelten sich auch in Geschosse und krepierten mitten in meiner Koje. Die gesamte Backschaft war gerade an Deck, um das Großsegel zu reffen. Als Schnüffel herunterkam und das Chaos sah, musste sie sich sofort abwenden, denn ihr Lachkrampf wäre für Gunther zuviel gewesen.

Vormittags hatten wir guten Südostwind. Wir konnten am Wind unter Vorstag, Großstag, Untermars und Groß im 2. Reff noch 6 Knoten laufen. Der Wind drehte während unserer Wache mehr auf Süd (dwars), später achterlich und wurde schwächer. Die Folgewache konnte Obermars, Fock, Großstengestag und Innenklüver dazusetzen, dann halsen. Nachmittags drehte der Wind ganz auf Nord.

Während unserer Wache ging auch noch die Olga zu Bruch (innen war am Hebemechanismus etwas gebrochen); ärgerlich, denn bei schwerer See ist auch mehr in der Bilge, die dann gerne vornehmlich in Michis und Gunthers Koje schwappt. Bei mir kam auch was rein. Bei Gunther wurde sogar eine in die Bilge gefallene Thunfischdose nach oben in die Koje gespült.

Mittags gab es Polenta mit roter Soße, nicht jedermanns Sache. Das Zeug muss aber auch weg, denn es ist alles rationiert und die Hautpmahlzeiten eingeteilt. Überhaupt wird nun vielmehr übers Essen geredet, obwohl die Rationierung nicht so einschneidend ist, dass man nicht satt würde; man bekommt nur schneller wieder Hunger. Heute wurde zusätzlich die Margarine radikal eingeschränkt, da nur noch eine ¾ Dose vorhanden ist und auch nur noch wenig Öl und Bratfett.

Es wurde inzwischen auch saukalt: Meine Kleidung besteht aus Unterhemd, Hemd, Takelbluse, Wolltroyer, Juja, dicker Norwegerpullover, Öljacke, Schwimmweste. So ließ es sich aushalten. Eisberge wurden noch nicht gesichtet. Über Bord zu fallen wäre jetzt kein Spaß.

Um die durch Nässe, Kälte und Flaute etwas tiefe Stimmung zu heben wurden nachmittags zum Tee schöne, auch seltenere Lieder gesungen. Severin blieb hierzu sogar eine halbe Stunde nach Wachwechsel länger an Deck als Rudergast. Die Stimmung hob sich noch mehr, als es abends auf Vorschlag von Balo Pizza gab (dazu wurde nicht mehr Mehl und Belag als für Brot verbraucht, und Germ gibt’s eh noch genügend).

Es wurde noch festgestellt, dass der Glaszylinder der Backbord-Positionslaterne auseinandergebrochen war (vermutlich aufgrund der Schräglage des Laternenkastens und somit der Flamme). Das Glas wurde gereinigt und notdürftig geflickt – mal sehen, wie lange es hält.

Bis um 10 Uhr abends wurde noch schön in der Messe gesungen, dann ging’s in eine kalte, aber immerhin trockene Nacht.

Severin hatte wieder vor, die Rundfunknachrichten auf Langwelle aufzunehmen (am besten nachts möglich). Das letzte Mal war leider der Empfang des deutschen Senders sehr schlecht gewesen.

Puck

Mittagsposition: 46°16,0'N 048,39,0'W; Etmal: 110,9sm