Irische Luftwaffe und gutes Essen

Neben den Walen häuft sich auch sonst das lebendige Treiben um uns herum. Wie auf ein ausgemachtes Signal taucht Schiff um Schiff am Horizont auf, dicke Möwen begleiten uns, mir scheinen sie auch wesentlich größer als ihre Artgenossen auf der anderen Seite des Atlantiks. Dick werden auch wir wieder, will man den Speiseplänen dieser letzten Tage und Stunden Glauben schenken. Das Megafrühstück Deluxe und Vital wird von Kaiserschmarrn und genialer Pizza von Steff, Gunther und Strubbel abgelöst. Den Verzehr der letzten Packung der bisweilen heiligen Chips Ahoi Chocolate Cookies bemerkt beinahe niemand mehr.

Die Stimmung scheint mit dem Lebensmittelkonsum zu steigen, die folgende Lethargie voller Mägen lässt die gereizten Nerven beruhigt entspannen.

Am Morgen überfliegt uns eine kleine Maschine der irischen Armee mehrfach, dreht ihre Runden um das Schiff und lobt das schöne Schiff per Funk, nach kurzem „Woher?“, „Wohin?“ und aufgehübscht kreischenden, winkenden Mädels auf dem Achterdeck winkt der Flieger mit wackelnden Tragflächen zurück. – Willkommen in Europa! –

Das Meer ist blau, die Sonne scheint und wir fahren mit allen Segeln (bis auf den fehlenden Jager) mit 4,5 Knoten in Richtung Brest.

Der als „Live-Hörbuch“ von Severin vorgetragene Abenteuerroman sorgt für Kurzweil auf dem Achterdeck, man könnte meinen, wir seien gerade gestartet, da wird auch schon Wäsche für die Weiterreise durch den Kanal gewaschen.

Doch trotz der zügigen Fahrt eilen die Gedanken schneller voraus. Im Kopf ist schon Land in Sicht, Familie und Freunde, neue sowie alte. Was wird man Verpasst haben? Welche „Erkenntnisse“ von See setzt man zuhause um, welche liebgewordene Bordtätigkeit wird man vermissen? Wir Deutschland Weltmeister?

– Es sind weniger als 200 sm bis Brest, falls nichts Unvorhergesehenes dazwischen kommt, können wir am Freitagabend gemeinsam Essen gehen. Auch wenn dieses Resümee ein Vorgriff ist, möchte ich behaupten, das Experiment Nordatlantik ist vollends geglückt. Einblicke in das Leben anderer Gruppen haben sich ergeben, die seltene Chance eine neue Rolle in einer Gruppe anzunehmen bot sich. Viele Freundschaften sind entstanden, an Land wird man/ werde ich auch vermissen: Das Schiff, die Menschen, und die Dusche mit der Pütz!

Martin

Mittagsposition: 49°52,1'N 011°09,1'W; Etmal: 83,7sm